Verity’s instant Teegenuss

Veröffentlicht am 07. November 2010 von Roman
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Nach der erfolgreichen Verkapselung von Kaffee, wo kaum jemand zu Beginn an dieses Erfolgsrezept, schicken sich nun auch Hersteller rund um die 2. Genussreichshälfte, die Teetrinker, dazu an hier gleichzuziehen. So hat nun Verity Tee in Kapseln in Form von Konzentraten auf den Markt gebracht. Und in großen Tönen wird das Produkt auch dargestellt.

So lautet es zum Beispiel aus der Unternehmenssicht:
"VERITY ist der Teegenuss des 21. Jahrhunderts. Das flüssige Teekonzentrat besteht ausschließlich aus erlesenem Tee und reinem Wasser. Die Zubereitung ist einfach und sekundenschnell: Schütteln, öffnen, eingießen und genießen. VERITY ist praktisch, kann überall und jederzeit getrunken werden. Es schmeckt in kaltem, warmem und heißem Wasser und sogar im Mix mit anderen Getränken – ganz nach Ihrem Geschmack. Mit VERITY wird Teegenuss so einfach wie nie!"

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Irgendwie sind sich die Entwicklungsgeschichten von Kaffee und Tee doch sehr ähnlich. Ursprünglich als absolute importierte und privilegierte Luxusgüter gehandelte Spezialitäten werden sie durch immer größere Verbreitung demokratisiert und allen zugänglich. Doch bald hält hier die Vereinfachung der 60er und 70er Einzug. Die Trinkkultur gerät in den Hintergrund und viele Firmen haben einen enormen Aufstieg durch die erfolgreiche Verpulverung der Geschmäcker. Instant-Tee und Löskaffee sind allerorts gern gesehene Darbietungen moderner Lebensweise.

Und so wird das Zubereiten der Heißgetränke zwar zum Kinderspiel, das Auflegen von Musik bleibt aber noch analog und verkratzt. Hier wird die CD und später Musikdownloads einen gewaltigen Schritt in Richtung Einfachkeit aufs Parkett legen, während sich bei Tee und Kaffee wieder eine Bewusstseinsrenaissance heraus kristalliert. Man lässt es in den Küchen wieder dampfen, pinselt den Tee und 'quält' sich mit launisch analogen Espressoapparaten zum perfekten Geschmackserlebnis. Und weil man dies nun auch schon wieder lange genug zelebriert hat, das Geschmackserlebnis der Insensivierung aber nicht mehr missen will, entwickelten sich die nun bekannten unzähligen Kaffeepads, -cups, -caps, -pods & -...s. Die Segmente boomen und jeder namhafte Hersteller forciert sein System. Die moderne Art des Löskaffees ist nun überall im öffentlichen und privaten Raum anzutreffen.

Nur im Teesegment ist man sich noch nicht sicher. Der Teebrüher mit Tee-Ei, Kanne, Pinsel und Feinkostladen-Abonnement (in der Kaffeewelt ist das der Espressofetischist) steht dem Teebeutelkonsumenten (Filterkaffeetrinker) gegenüber. Wie kann nun der Teebrüher vom Genuss und der Einfachkeit profitieren und beides unter eine Tasse bringen? Verity macht hier einen Anlauf. Das Produktdesign ist durchaus ansprechend, die Sortenauswahl und der Preis ambitioniert. Tomorrow's Tea Today?

Was irgendwie fehlt ist ein Kult-Icon für eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie beispielsweise Nespresso (What else?) - und damit meine ich nicht den gut gewählten George Clooney. Nur bei den Kaffeekapseln hat man immer noch eine Espressomachine im Hintergrund. Und damit eine Insignie von Genuss und Manufaktur. Die heute vielfach billig nachgemachten Plastikbomber einmal ausgenommen. Und insbesondere bei Nespresso auch eine Kaffeegeschichte rund um Bohne und Herstellung, die erfolgreich in die Capsule luftdicht mitveroackt wurde. Das alles fehlt mir bei Verity. Hingegen wird das Teekonzentrat noch dazu mit einer Web 2.0 Namensgebung versehen und die Webpage nüchtern weiß gehalten. Ob man hier bei der richtigen Zielgruppe ankommt?

Müsste, wenn man die Idee einmal als vielversprechend erkannt hat, nicht die große weite Welt der Teekultur und der zeremonielle Entstehungsprozess mit dazu verpackt werden. Auch, um einen höheren Preis zu gerechtfertigen. Natürlichkeit durch reines Wasser und Tee zu behaupten reicht meiner Meinung nach in einer heutigen Welt nicht mehr aus. Fair Trade, ausgewählte Zutaten und Leidenschaft gehört da auch noch dazu. Wenn das so verpackte und an Mann & Frau gebrachte Konzentrat dann damit aufgeladen in meiner heißen Tasse dampft, dann würde ich mir vielleicht auch noch über die unzähligen anderen Einsatzmöglichkeiten Gedanken machen.

Und um bei der Musikanalogie nochmals anzudocken: Die Vinyl-Platte erlebt wieder eine Hochkonjunktur. Scheinbar ist Musik die theoretische Antithese zu Kaffee, Tee und Convenience-Küche. Nun das alles ist nur einmal ein persönlicher Eindruck und eine Analogie nach einer Online-Entdeckung des Produktes. Jetzt wird es einmal ausprobiert und dann werden wir weiter sehen. Was meint ihr dazu?

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