Blue Schwips

Veröffentlicht am 03. September 2004 von Roman
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Eine Flasche Champagner im Kühlschrank zu haben lohnt sich immer. Schließlich weiß man nie, was der Abend noch bringt. Will man allerdings lohnend in dieses Luxusgetränk investieren, muss man sehr wählerisch sein. 'Die meisten Champagner werden im Gegensatz zu großen Bordeaux nicht besser, wenn sie lange liegen', sagt Urs Hessenauer von MoetHennessy. Schaumweine verlieren mit der Zeit oft an Kohlensäure, oxydieren, werden süß und schwer im Geschmack. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Sein Kollege Peter van Nahmen von der Firma Schlumberger wagt sogar die These: 'Wer den richtigen Champagner kauft, macht damit viel Geld.' Als Spekulationsobjekt vergessen kann man den gewöhnlichen Champagner aus dem Supermarkt, auf dessen Etikett kein Jahrgang steht. 'Der schmeckt zwar sehr gut, ist aber nicht lange haltbar', so Hessenauer.

Der Grund: Dieser Champagner ist das Aushängeschild des jeweiligen Herstellers und muss deshalb jedes Jahr gleich schmecken. Egal wie Wetter und Ernte ausfallen. Um das zu erreichen, werden bis zu 40 verschiedene Weine miteinander vermischt. Die unterschiedlichen Reifegrade verhindern ein harmonisches Altern. Ganz anders sieht das Geschäft mit Jahrgangschampagner aus, der nur drei Prozent des Marktes ausmacht. Er wird nur hei bestem Klima aus Trauben eines einzigen Jahrgangs hergestellt. Gesetzlich vorgeschriebene Reifezeit: mindestens drei Jahre. Der Jahrgangschampagner von Moet & Chandon etwa lagert nicht unter fünf, Dom Pérignon - der immer ein Jahrgangschampagner ist - nicht unter sieben Jahren. Je länger der Champagner reift, desto länger hält er sich nach dem Verkauf. Einige Flaschen des 62er Dom Pérignon kamen erst vor drei Jahren auf den Markt, blieben also fast 40 Jahre in den Kellern des Weinguts: 'Diesen Champagner kann man über 20 Jahre lagern', sagt Hessenauer. Der Haken: Der edle Tropfen wird nur an die Gastronomie verkauft und kostet bis zu 1500 Euro.

Sammlern geht es darum, Champagner in ihren Privatkellern so lange aufzubewahren, bis die restlichen Flaschen des gleichen Jahrgangs verkauft und getrunken sind und die übrig gebliebenen Flaschen im Wert steigen. Ein Raritätentipp: Krug Clos du Mesnil. Diese Parzelle des Krug-Weinguts ist gerade einmal 1,9 Hektar groß. Pro Jahr werden nicht mehr als 7000 Flaschen abgefüllt, davon kommen nur zirka 4(1(1 Flaschen nach Deutschland. Der Seltenheitswert ist garantiert, wie auch die Grafik zeigt. Ein weiteres sehr exklusives Weingut ist Salon, das für seinen Champagner nur Chardonnay-Trauben verwendet. Hier haben sich in den letzten zehn Jahren die Preise mehr als verdoppelt. Vor kurzem wurden bei Sotheby's 17 Flaschen des ersten Dom Pérignon aus dem Jahr 1921 versteigert. 'Das Geschmacksspektrum eines solchen Champagners erinnert eher an einen großen Süßwein', sagt Urs Hessenauer. Trotzdem wurden pro Flasche 4000 Dollar erzielt. 'Bei Einzelversteigerungen wäre da noch mehr drin.'

Wer nicht ganz so viel ausgeben will: Gute, alte und seltene Champagner sind zwar nicht unbedingt besonders prickelnd, ihre Renditen aber umso mehr. (Quelle: GQ)


[1] Bollinger R.D. 1990: Von Weinpapst Parker mit 98 von 100 Punkten bewertet. In zehn Jahren wird sich der Preis von 109 Euro verdoppeln.

[2] Dom Pérignon 1996: Der 1996er gilt als einer der besten Jahrgänge für Champagner überhaupt. Renditeprognose: acht bis 10 Prozent pro Jahr. Zirka 100 bis 120 Euro.

[3] Krug 1988 Magnum: Der Maybach unter den Champagnern wird im nächsten Jahr ausverkauft sein, also eine begehrte Rarität. Zirka 400 Euro.

[4] Charles Heidsieck Brut Rosé Millésimé 1996: Einsteigertipp: Dieser Champagner ist mit 35 Euro noch sehr günstig für seine Qualität und wird sicher bald teurer. Nachteil: Es gibt sehr viele Flaschen davon.

[5] Louis Roederer Cristal 1997: Experten glauben, dass der Jahrgang 1997 sich in zehn Jahren verdreifachen könnte. Zirka 130 Euro.

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