Apple HomePod – sounds good

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Apple hat Musik in den Genen. Nach dem iPod, iTunes, AppleMusic, Beats und den AirPods bringt Apple nun einen Homespeaker auf den Markt. Verfügbarkeit und Nutzen im Moment aber noch ziemlich eingeschränkt.

Veröffentlicht am 20. Jänner 2018 von Roman

Apple hat mit dem HomePod das Terrain der Homespeaker beschritten. Ein Bereich, den man schon recht früh für sich erkannte, allerdings immer irgendwie nur halbherzig verfolgte. Schon vor Jahren hatte Apple immer wieder recht umsmarte Lautsprecher im Programm, die aber eher eine Randerscheinung blieben und jeweils nach ein paar Jahren aus dem Angebot fielen. Dabei kümmerte man sich immer wieder um eine gewisse Soundqualität (etwas über dem aktuellen Consumer-Standard) und vor allem den Designanspruch. Richtige Hits sind diese Lautsprecher allerdings nie geworden. Mit AirPlay hatte man dann eigentlich sehr frühzeitig einen richtigen Trumpf in der Hand. Kabellos (via WiFi) und multiroomfähig war das Protokoll mit den eigenen WiFi-Routern. Etwas, was damals eigentlich nur ganz wenige HiFi-Anbieter am Markt hatten, darunter der Pionier B&O mit Beoplay. Doch das System von Apple war nicht nur einfach, sondern auch preislich verglichen extrem günstig zu haben.

Doch wie es mit den Innovationen halt so ist, es ist wunderbar, wenn man wo der Erste ist, allerdings nutzt es einem wenig, wenn das Terrain dann nicht gepflegt und weiter entwickelt wird. Und so haben immer mehr Hersteller ähnliche Lösungen auf den Markt gebracht - meist günstiger und vor allem auch außerhalb des eigenen EcoSystem nutzbar (ein Vor- und Nachteil bei Apple ist ja, dass man ein abgeschlossenes System hat, mit dem zwar nicht alles möglich ist, das was es kann, aber immer gut ineinander greift und reibungslos und deppensicher funktioniert).

Parallel entwickelten sich viele Hersteller auch im Bereich der Sprachunterstützung. Eigentlich wieder ein Thema, das von Apple durch den Kauf von Siri lange vor der Konkurrenz auf Millionen iPhones Einzug hielt. Und auch hier wieder, hat man sich nur langsam weiter entwickelt und Google und Amazon sind mit riesigen Schritten nicht nur entwicklungstechnisch an Apple herangekommen, sondern haben es mittlerweile gefühlt meilenweit überholt. Sehr schade! Insbesondere Amazon ist mit Alexa hier wirklich sehr aggressiv im Markt unterwegs und bietet eine große Range an kleinen akustischen Helferleins, die auch zum Spielen Spaß machen (Alexa, singe Happy Birthday für mich") und ein paar Aufgaben ("Alexa, wie wird das Wetter heute?") sehr gut erledigen uns sich so einen dauerhaften Platz in unserem smarteren Leben sichern.

Die Klangqualität und auch multiroomfähigkeit von beispielsweise Alexa ist allerdings eher bescheiden. Das hat dafür wieder SONOS sehr gut gelöst und bietet neben sehr ansehnlichen Boxen in unterschiedlichen Größe und Qualitäten auch eine tolle Experience. Musik von Spotify, TuneIn oder auch AppleMusic lässt sich so wunderbar frei in der eigenen Wohnung (oder Haus) nach Lust und Laune 'verteilen'. Und weil Apple hier in einem Stammbereich (war ja auch schon bei Spotify vor AppleMusic so) zusehends an Terrain verliert, hat man nun recht flott ein stiefmütterlich behandeltes internes Entwicklungsprojekt mit Bomben und Granaten auf den Markt gebracht. Wie immer mit einem sehr guten Marketing - nur leider nicht ganz ausgereift und vor allem ohnehin nicht überall verfügbar (in Österreich wartet man noch immer darauf). Die Soundqualität soll wirklich beeindruckend sein. Mit rundum angebrachten Speakern und Mikrofonen und einen eingebauten starken Chip (war auch schon im iPhone im Einsatz) wird hier laufend Musik und der Schall analysiert und darauf ein gut abgestimmtes Klangbild ermittelt. Keine schlechte Idee. Und mit dem PowerChip lasst sich auch Siri integrieren, was scheinbar aber nur sehr eingeschränkt funktioniert. Immerhin. Ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt nur abzuwarten, ob das bei Apple wieder eine Eintagsfliege bleibt, oder man sich hier doch noch um eine zügige Weiterentwicklung kümmert. Wir werden es ja sehen.

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Der Tieftöner sitzt oben im Laut­sprecher und zeigt zur Decke, wodurch er eine große Bandbreite an tiefem, sattem Bass erzeugt den Raum erfüllt. Ein Ring aus sechs Mikrofonen und ein internes Bass‑EQ Mikrofon analysieren und korrigieren den Effekt des Raumes auf den Bass und sorgen für einen satten, gleichmäßigen Klang. Die Membran bewegt sich bis zu 20 mm damit der Bass auch bei geringer Lautstärke präsent ist. Für die höheren Töne kommt ein Ring aus sieben Hochtönern mit Beamforming zum Einsatz, wovon jeder einen eigenen Verstärker besitzt.

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Durch die ringförmige Anordnung der 6 Mikrofone im Inneren des HomePods und den Apple A8 Chip kann der HomePod zusammen mit einer Echo- und Geräusch­kompensation hören und angeblich so, ohne dass man lauter sprechen muss und selbst wenn man am anderen Ende des Raums ist und laute Musik hört, jederzeit das Kommando "Hey, Siri" erkennen und darauf entsprechend reagieren. Das gehörte wird dabei aufgenommen, verschlüsselt und angeblich vollkommen anonym an die Apple Server weitergeleitet, die dann die entsprechende Auflösung und Funktion zurück liefern.

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"Hey, Siri" lautet das magische Kommando, bei dem man auch während der Musikwiedergabe und egal von wo den HomePod steuern kann. Eine ziemlich smarte Angelegenheit mit einem kleinen Haken: eine andere Möglichkeit zur Steuerung (zum Beispiel mittels der AppleMusic App) sucht man vergeblich. Hier bietet nur AirPlay2 Abhilfe. Aber anders als wenn man Musik aus dem Internet streamt, kommt die Musik dann direkt von iPhone, iPad oder Computer. Was insbesondere beim Telefon den Nachteil hat, dass man nicht gleichzeitig telefonieren oder auf YouTube Musik hören kann. Auch eine Videoaufnahme kann die Musikübertragung mittels AirPlay2 zum HomePod unterbrechen.

Wie geht es weiter, Apple?

Der erste, durchschlagende Erfolg ist erwartungsgemäß ausgeblieben. Noch ist die Integration von Siri zu schlecht gemacht. Was im Heimmarkt Amerika und bei Pop-Musik vielleicht noch ganz gut funktioniert, wird andernorts dann schon um einiges komplizierter. Völlig unverständlich war es auch, dass beim HomePod zwar zum Start Multiroom, AirPlay2 oder Stereo-Pairing angekündigt war, allerdings erst mittels späterem Softwareupdate. Was soll denn das bitte? Entweder ein Produkt ist reif für den Markt oder nicht. Aber wir wollen ja auch keine Autos kaufen, wo erst später die Sitzheizung per Update zum Nachrüsten ist.

Auch beim Preis bewegt man sich im oberen Segment, ist dann aber auch nicht mehr alleine am Markt. SONOS ist da vergleichsweise sogar günstig dagegen (mit der SONOS:1) und man bekommt von Anfang an Stereo, Multiroom und eine gute App-Steuerung dazu. Wenn man tiefer in die Tasche greift, dann schmilzt auch der vermeintliche (und etlichen Testern als sehr gut gewertete) Vorsprung bei der Soundqualität dahin. Für 349 Euro (ein Stück in Schwarz oder Weiß) kann man gerade mal einen Raum bespielen – und das nicht einmal in Stereo. Eine Steuerung für eine größere Wohnung mit beispielsweise 3 Räumen kommt dann gleich entsprechend teurer.

Wir in Österreich können ohnehin erst einmal abwarten. Seien es die Copyrights der Musikindustrie oder ein eigenartiges Vertriebskonzept bei Apple, auf jeden Fall kann man den HomePod hierzulande noch nicht kaufen. Und da das ganze auch nur vernünftig mit einer AppleID funktioniert und diese in Österreich einfach nicht erkannt wird (wenn man beispielsweise den HomePod in Deutschland besorgt aber mit einer in Österreich registrierten AppleID betreiben möchte). Der Markt der Anwender wird dabei allerdings von Monat zu Monat kleiner. Viele nutzen die immer besser und hübscher werdenden Alexa-Geräte (noch dazu zum Kampfpreis) oder steigen wie wir auf SONOS um. Ob es dann noch Sinn macht sich künftig einen HomePod anzuschaffen bleibt mehr als ungewiss. Wenn also Apple hier wegen mangelndem Ersterfolg den HomePod nur stiefmütterlich behandelt und nicht laufend neue Funktionen und Updates dafür rausbringt (zum Beispiel als Hub und Netzwerk via BluetoothMesh für Homekit), dann wird es schwer werden in diesem interessanten und großen Markt nachhaltig Fuß zu fassen. Schade, denn mit dem Kauf von Shazam, AppleMusic und der großen Verbreitung von iPhones und iPads hätte man doch einige Trümpfe in der Hand (gehabt).

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